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Wer im Glashaus sitzt...


Ein geiler Marketing-Gag! Gelungen und erfüllte genau das, was bezweckt werden sollte. Volle Aufmerksamkeit. Lohnt es sich als Beispiel? Natürlich nicht. Fünf Gewächshäuser in denen ein Menü aus vier Gängen serviert wird, reichen nicht im Ansatz aus. Der Umsatz vor Corona wird nicht annähernd erreicht, die Kosten für die Gewächshäuser niemals reingeholt.* Aber das war hier sicherlich auch nicht das Ziel, sondern es war reines Marketing. Der Erste bekommt die Beachtung. Also bitte nicht nachmachen! Effekt vorbei und schön für den Gast ist es auch nicht.


Wie also richtig reagieren? Falls Ihnen nun keine Idee für ein grandioses Marketing einfällt, dann konzentrieren Sie sich bitte auf das Vorhandene. Als ersten Schritt ermitteln Sie, wie viele Plätze überhaupt angeboten werden können. Mit den Abstandsregeln wird Ihr Betrieb eingeschränkt in Kapazität und eventuell müssen gar Laufwege ganz anders erfolgen. Und dann nehmen Sie bitte den Taschenrechner zur Hand. Kosten genau ermitteln. Wann erreiche ich eine Kostendeckung?Wenn Sie diese Hürde genommen haben, kennen Sie den zu erreichenden Umsatz pro Tisch. An den Öffnungszeiten können Sie realistisch einschätzen, wie oft der Tisch belegt werden kann.


Der Punkt ist sehr wichtig. Denn schnell wechselnde Gäste bringen mehr Umsatz, als ein zähes, aufwendiges Menü über einen langen Zeitraum. Es sei, sie öffnen nur stundenweise und nur für dieses Menü zu einer handverlesenen Gästeschar. Speisekarte klein halten, saisonal angepasst und vor allem: frisch! Wochenlang waren ihre Gäste zu Hause eingesperrt und vielen wird Pizza, Pasta und Fertigzeugs aus dem Hals hängen. Was also geht, bei geringem Wareneinsatz, schnell und bringt guten Umsatz? Schnelligkeit bei der Zubereitung ist förderlich für den Umsatz. Kann der Gast es ebenso zügig essen? Nicht falsch verstehen, ich würde Gäste nicht drängen. Aber ein raffinierter Salat ist schneller verputzt, als ein schweres Essen, wo der Gast ab der Hälfte schon aussetzen muss und häufiger Pausen einlegt. Auch die Portionsgröße muss überlegt sein. Ist sie zu groß, sitzt der Gast, da träge und müde, noch zwanzig Minuten länger. Er mag mit dem vollem Bauch nicht sofort aufstehen. Und viele, viele andere Punkte sind zu beachten.


Die Quadratur des Kreises: viel Umsatz mit weniger Plätzen in kurzer Zeit, bei einem passenden Angebot, wobei die Kosten so gering wie möglich sind. Alles klar? Dann an die Arbeit...


Zweite Hürde ist die Politik. Sie mag uns nicht. So einfach ist das zu erklären. Politiker sehen uns als überflüssig an. Die Automobilindustrie darf im Kanzleramt vorsprechen. Unsere Branche ist bei Öffnungen und Zugeständnissen mit an letzter Stelle. Frau Merkel gefällt es überhaupt nicht, dass die Ministerpräsidenten uns überhaupt gewisse Öffnungen gestatten. Im Falle eines neuen Anstiegs, wobei sie schwammig von neuen Obergrenzen faselte, die allerdings niemand kennt, will sie wieder alles schließen. Das bedeutet, dass ihre Öffnung flexibel erfolgen muss. Nicht nur die Warenlager sollten mit Bedacht bestückt werden...

Nun hat aber Schweden gezeigt, dass es nicht so kommen muss. Denn auch Dänemark hat gute Erfahrungen gesammelt. Wollen wir also nicht pessimistisch, aber vorsichtig herangehen.


Vorsichtig muss auch die Zukunft geplant werden. Derzeit ist das Wetter hervorragend und viele Gäste werden kommen, denn endlich draußen sitzen und die Wochen eines Arrests hinter sich lassen, ist ein geradezu hohes Bedürfnis. Nur wird deren Geld nicht mehr locker in der Tasche sitzen. Steigende Arbeitslosigkeit, massive Kurzarbeit und eine lange, sich schon abzeichnende

Wirtschaftskrise wird Gäste davor bewahren, ihr Geld leichtfertig auszugeben. Die Gastronomie täte gut daran, endlich Kalkulationen mit Deckungsbeitrag einführen. Das Angebot langfristig so zu konzipieren, dass Speisen nicht teuer, aber dennoch gute Marge abwerfen.


Die kommenden Jahre werden depressiv werden. Staatsverschuldung steigt derzeit horrende. Einige Länder der EU werden an den Punkt kommen, wo die Rückzahlung der Verbindlichkeiten untragbar wird. Tausende Firmen werden schließen. Dazu kommen auch im privaten Bereich massive Zahlungsausfälle. Ist der Job vielleicht weg, kippt auch die gestern noch so günstige Finanzierung des Eigenheimes. Kreditausfälle in hoher Zahl sind zu befürchten. Das alles führt auch dazu, dass Warenmärkte einbrechen. Kapazitäten bleiben, weil Firmen schließen oder nur teilweise produzieren, ungenutzt. Deflation droht, deren Vorbote der derzeit niedrige Ölpreis ist. Notenbanken werden es versuchen, diese Entwicklung aufzuhalten. Die Zinsen dürfen nicht steigen, weil daran nicht nur weitere private Kredite, sondern vor allem die Staatsverschuldung leiden würden. Eine neue Finanzkrise könnte, wenn es nicht gelingt, parallel entstehen. Und die Digitalisierung wird in größeren Schritten reichlich Arbeitsplätze vernichten. Was wir am Home-Office schon spüren, wird sich viel weiter ausdehnen. Viele Staaten sind versucht, die Produktion wieder ins Land zu holen, um dort die Arbeitsplätze zu sichern. Nur sind die Produktionskosten bei uns wesentlich höher als z.B. in China. Unsere Wirtschaft wird also, unter dem entstehenden Kostendruck, verstärkt digitale Prozesse einführen. Arbeitsplatz für Arbeitsplatz fällt dann dem Computer zum Opfer.


In der Hotellerie ist die Rezeption ohne Mitarbeiter, die ich in fünf bis zehn Jahren kommen sah, wohl schon bald Realität. Überhaupt werden alle Arbeitsschritte, die wir bisher kannten, auf einen neuen Prüfstein gestellt. Das Maximum aus dem Minimum ist die Devise. Wer also nicht nur das Virus Corona, sondern auch die mageren Jahre danach, überstehen will, muss endlich rechnen lernen. All diese Ereignisse, die da noch kommen werden, sind mit noch einer Stunde länger im Betrieb oder noch mehr Schweiß nicht annähernd auszugleichen. Auch wenn ich nun einigen Kollegen auf die Füße trete, ich würde derzeit die neuen Hygienemaßnahmen umsetzen, aber nicht unnötig darin investieren. Corona ist zeitlich begrenzt. Sobald ein Impfstoff verfügbar ist, ändern Menschen wieder die Gewohnheiten. Sie fallen wieder in den alten Trott und werden durch neue Probleme und Umstände abgelenkt. Man wird sich wieder schneller die Hand geben, als damals polnische Pfifferlinge nach Tschernobyl essen.

Wer jetzt kein Konzept vorweisen kann, womit er die Zeit der Corona-Krise überstehen kann, wird es auch danach nicht schaffen.


Weniger Sitzplätze, weniger Gäste. Dagegen ein Angebot mit höherer Marge, schnellerer Durchlauf, höherer Umsatz pro Platz/Tag und angepasste Kosten, um die Gewinnzone zu erreichen. Alles klar? Dann mal los und viel Erfolg!

Wir helfen gerne, wenn Sie Fragen haben. Ein Honorar wird nur dann für Sie fällig, wenn wir nachweislich Ihnen einen deutlich besseren finanziellen Erfolg vorweisen können.



* warum die Gewächshäuser nur ein Marketing-Gag sind:


- zu hohe Anschaffungskosten

- zeitliche Begrenzung auf eine Saison

- unbehagliches Ambiente

- enormer Reinigungsaufwand

- sperrige Lagerung, usw.


Mit einer Impfung unnötig, so dass im kommenden Jahr sie nicht mehr gebraucht werden. Mit nur zehn Sitzplätzen können, da ohnehin weniger Plätze, die Anschaffungskosten kaum noch zusätzlich bedient werden. Im Glashaus wird es, bei Sonneneinstrahlung, einen Lupeneffekt geben. Pollen, Staub, Vogelkacke und viele andere Verunreinigungen erfordern permanente Reinigung und führen damit zu höheren Personalkosten. Und wo stelle ich die Häuser unter?

Von der steuerlichen Abschreibung und anderen Faktoren rede ich noch gar nicht. Der Gag war gut fürs Marketing. Mehr aber nicht.

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