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Führung in Gastronomie und Hotellerie

Sieben Mythen auf einem Streich.

Führungskräfte werden in unserer Branche noch sehr häufig mit falschen Vorstellungen ausgesucht. Sie wollen Erwartungen erfüllen, die weder notwendig, noch förderlich sind.


Die wohl sieben größten Mythen der Führung haben wir mal kurz beleuchtet:


1. Sie müssen motivieren können


Über zwanzig Jahre wurde jeder erdenkliche Weg gesucht, damit Mitarbeiter motivierter werden. Nun ist aber jeder Mitarbeiter dafür anders empfänglich, was diese Aufgabe schon im Ansatz unmöglich macht. Zudem besitzt Motivation ein derart kleines Verfallsdatum, weshalb eine Dauerberieselung nötig wäre, um überhaupt eine Wirkung zu erzielen. Und diese inflationäre Berieselung würde jeden Mitarbeiter nach kurzer Zeit nur nerven.

Motivation, wofür auch immer, ist nicht antrainierbar. Jeder Mensch hat eine eigene, mehr oder weniger ausgeprägte intrinsische Motivation. Diese richtet sich nach seinem Charakter, der Lebensweise oder anderen Faktoren seiner Umwelt. Ein Management, was dieses mit extrinsischer Motivation verändern will, kann nur Kurzzeiteffekte als Erfolg verbuchen.


Sie müssen vielmehr ihre Mitarbeiter kennen, sich also auch mit deren Fähigkeiten beschäftigen. Im Idealfall erkennen sie genau die Potentiale in den Mitarbeitern, die darin noch schlummern, aber perfekt zu dem Typus passen. Kurz gesagt: der richtige Mitarbeiter am richtigen Platz. Und das ist schwerer, als viele ahnen.

Bewegt sich dann aber ein Mitarbeiter in einem gut ausgesuchtem Team, genießt Freiheiten in der Entscheidungsfindung, darf selbstverantwortlich agieren und sich, gestützt durch Vertrauen, auf Tätigkeiten oder Projekte konzentrieren, die seinen Neigungen entsprechen, so wird das gesamte Unternehmen davon profitieren. Denn er bringt dann gänzlich seine Eigenmotivation ein.


2. Kontrolle ist schädlich


Kaum etwas ist so negativ behaftet, wie der Begriff Kontrolle. Sie müssen nur mit dem Auto von der Polizei angehalten werden und sofort stellt sich ein schlechtes Gewissen ein. Sie haben nicht getrunken, alle Leuchten funktionieren, Verbandskasten gerade frisch gekauft. Und dennoch dieses unterschwellige Gefühl, wenn die Polizei will, findet sie was. Und auch im beruflichen Alltag finde ich immer etwas, wenn ich denn nur will. Leider wurde viele Jahre auch so verfahren, womit sich das Management noch brüstete, für alles ein Auge zu besitzen und dem Mitarbeiter signalisierte, dass er weit weg von Perfektion ist. Ambitionierte Mitarbeiter, die viele eher als Bedrohung für sich selbst, als ein Potential für das Unternehmen sehen, wurden so klein gehalten, ja sogar zerstört.


Kontrolle ist aber positiv. Haben sie es geschafft, dass der richtige Mitarbeiter am richtigen Platz sitzt und er kann dort frei agieren und selbstverantwortlich tätig sein, so ist es durchaus ihre Pflicht, seine Tätigkeiten auch einmal zu kontrollieren. Haben sie ein Projekt übertragen, so fummeln sie aber nicht jeden Tag dazwischen. Aber mal einen Zwischenstand einholen und am Ende das Ergebnis prüfen, ist jedoch wichtig. Erstens vergewissern sie sich, ob sie richtig lagen, als die Aufgabe überantwortet wurde. Zweitens haben sie jetzt die Chance auf ein Lob. Das steigert kurz die Motivation, was aber nicht wichtig ist. Es signalisiert dem Mitarbeiter jedoch, dass er vor Kontrolle nicht furchtsam sein muss und das stärkt ihn selbst.

Früher sagte ich immer, wenn ich neu in einem Unternehmen war: "...selbstverständlich kontrolliere ich, denn sonst kann ich sie nie bei etwas Gutem erwischen."


3. Führen können nur wenige


Irgendwie sind die Leute im Management wohl auserkoren. So etwas schafft nicht jeder. Natürlich ist das Unsinn, denn Führungstechniken sind von jedem Mitarbeiter erlernbar, der dazu befähigt ist. In unserer Branche gibt es leider immer noch zu viele, die, wenn sie denn selbst oben sind, tatsächlich glauben (wollen), sie wären besonders. Vor allem sind es jene im Management, die Angst vor denen haben, die da nachkommen könnten. Dann besitzen sie im Unternehmen schon zwei Probleme. Einen Hemmschuh und Mitarbeiter, die bald kündigen werden.