top of page

Schach ohne Bauern und Läufer?

Mangel mit ungeahnten Folgen


Fachkräftemangel ist derzeit wohl das beherrschende Thema. Und dabei befinden wir uns noch in der Vorstufe dieser Entwicklung. Denn daran wird sich auch leider nichts ändern, sondern er wird sich rapide verschärfen. In den kommenden Jahren werden uns wöchentlich Meldungen über Betriebsaufgaben erreichen. Uns geht es hier nicht um Schuldzuweisungen, denn die vergangenen Fehler sind begangen und sind nicht mehr zu verändern. Wir schauen einzig in die Zukunft und sichern für unsere Partner den Personalbestand und vermitteln vielfältige Lösungen, um Mitarbeiter zu halten.

Die noch geringsten Sorgen haben Unternehmen, die eine eigene Marke erschaffen und mit einer gelebten Philosophie aufwarten können, welche die wichtigsten Komponenten vereint. Markenbildung ist nicht nur etwas für Konzerne, sondern längst agieren vor allem sehr erfolgreich kleine Einzelbetriebe, die ihren Ruf überregional in Szene setzen konnten.

Diese Unternehmen haben einen Trend erkannt und das dazu passende Angebot erstellt. Im Marketing sind diese Firmen gut aufgestellt, da auch moderne Elemente wie das Storytelling mit einbezogen und gelebt werden. Dabei ist eine Geschichte erzählen, ein uraltes Ritual und wurde schon vor tausenden Jahren am Lagerfeuer spannend zelebriert. Heute gestaltet es sich allerdings etwas anders.

Solche Unternehmen können sich über die Anzahl der Bewerber am wenigsten beklagen. Denn diese Unternehmen verfügen auch über eine markenorientierte Führung, die nur flach in der Hierarchie agiert und interessierten Mitarbeitern viel Freiraum bietet. Mitarbeitern wird die Chance gewährt, die Marke durch ihr Wissen und Können zu unterstützen. Sie bekommen Freiraum, eigene Projekte und werden, je nach Ausprägung, auf dem Weg ihrer Karriere bestärkt. Begleitet durch ein markenorientiertes Personalmanagement, welches den richtigen Mitarbeiter an der richtigen Position einsetzt, weiterbildet und fördert.

Ja, wir kennen die Klagen der Gastronomie und Hotellerie. Nur was hilft es, wenn immer Sprüche wiederholt werden, dass früher alles besser war. Oder wenn bejammert wird, dass die Generationen XYZ nicht zupacken können? Es ist nicht kontraproduktiv, wenn man im Elend verweilt, es zeugt vor allem, dass diese Unternehmen noch immer nicht verstanden haben. Ihr werdet in absehbarer Zeit schließen...

Auszubildende, wenn noch vorhanden, kommen heute mit einer weit größeren Bildung von der Schule als jemals zuvor. Sie verstehen schnell selbst komplexe Aufgaben zu lösen und in die Abläufe zu integrieren. Und wollen dabei auch einen Sinn ihrer Tätigkeit erkennen. Zwei Tage Rezeption, zwischendurch ins Housekeeping und abends in den Service, Überstunden und ein kurzfristig gestrichener freier Tag, sind zahlreiche Gründe alles für den vorzeitigen Ausbildungsabbruch, der erschreckend hoch in unserer Branche ist. 

Unternehmen anderer Branchen, die auch ausbilden, können auf geringere Abbruchquoten verweisen. Also müssen wir uns ändern.

Auszubildende haben heute ein anderes Manko. Meist im Elternhaus behütet, sind sie in der Ausbildung erstmalig auf sich allein gestellt. Nur ist diese Verunsicherung keine Schwäche, sondern für jedes Unternehmen eine Chance. Geben Sie klar zu erkennen, was sie verlangen. Und dann begleiten Sie diese Aufgabe mit Wohlwollen, erklären, wie kommuniziert wird, welche Fristen gesetzt und loben bei Erfolg. Innerhalb weniger Wochen werden diese jungen Menschen selbständiger, erfüllen alle Erwartungen und wünschen sich mehr Aufgaben. Nur sicherlich nicht wochenlanges Polieren der Bestecke. In einem unserer letzten Projekte haben wir einen Auszubildenden in die Rezeption eingebunden. Nach drei Wochen sprach er ungehemmt und freundlich mit den Gästen. Ablage sortieren, eine Reservierung annehmen oder andere Aufgaben waren Routine. Und am Computer, seine sehr große Stärke, war er schneller als alle anderen. Reservierungen eingeben war für ihn Spaß, nicht Last. Und als dann gesagt wurde, dass nur wegen seiner Unterstützung heute vor Feierabend schon alles erledigt ist, machte ihn unglaublich stolz. Der schmierte sicher seine Brote zu Hause allein. 

Verstanden? Ausbildung bedeutet nicht, sich mit Notnägeln zu versorgen. Ausbildung hat das Selbstvertrauen zu stärken und auch von den Stärken des Auszubildenden zu profitieren.       

Ein solcher Umgang mit allen Mitarbeitern stärkt nicht nur das eigene Potential, sondern sorgt dafür, dass Fluktuation kleiner, aber Motivation und Bindung größer wird. Das können Sie aber nicht vermitteln, wenn Sie über allem schweben. Dabei sein, flache Hierarchien und stets auf Augenhöhe. Gerade im Management wird oft übersehen, dass ihre eigene Position selbst nur auf Zeit besteht und die Macht vorübergehend verliehen ist. Ohne Bauern und Läufer verliert jeder sein Schachspiel.




31 Ansichten

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page