Von der Unlust sich Mühe zu geben
Da referiere vor meinen Studenten über Personalmarketing und wir vergleichen online Stellenanzeigen der Hotellerie. Gehofft hatte ich auf einige Anregungen, damit meine Schützlinge eine Orientierung haben, da sie selbst eine Anzeige verfassen sollten. Relativ schnell wurde sichtbar, dass wiederholt nicht nur ganze Passagen kopiert waren, sondern teilweise für jede Stellenausschreibung 1:1 verwendet wurden. Nun ist es nicht verwerflich, wenn sich Anregungen von anderen geholt werden, aber es sollte sich wenigstens die Mühe gemacht werden, diese anzupassen. Aber eine wortwörtliche Übernahme und dazu für eine Position als Koch zu fordern, dass souveräner Umgang mit dem PC und fließendes Englisch vorausgesetzt werden, ist schon leicht makaber. Dafür wird dem Koch dann ein Yoga-Kurs angeboten. Glaubt nun ein HR-Manager, dass darauf eine Bewerbung eintrifft? Untermalt werden die Anzeigen noch mit viel Text, was für ein renommiertes Haus ihn erwartet.
Liebe Hoteliers, dass Euer Haus einen hervorragenden Ruf trägt, ist vor allem den Mitarbeitern zu verdanken. Deren Arbeit und Serviceleistung ist die tragende Säule und das wiederum spiegelt sich in der Gästezufriedenheit wider, was auch vielfach in den Bewertungen nachzulesen ist. In den Zeiten, in denen es schon jetzt Fachkräfte fehlen, ist es eine Hauptaufgabe des Managements, die passenden Mitarbeiter zu finden, sie zu binden, auszubilden und zu fördern. Heterarchische Zusammenarbeit ist angesagt, wo die Mitarbeiter sich freier einbringen und mitgestalten können. Das auf die heutige Jugend geschimpft wird, ist kein neuer Umstand. Dieses wird von jeder Generation gepflegt. Es sollte lieber deren Wissen, Selbständigkeit und Kreativität genutzt werden. Junge Leute haben heute ein höheres Freizeitinteresse und werfen mit Schlagwörtern wie Work-Life-Balance um sich. Dennoch habe ich immer wieder beobachtet, dass sich selbst Auszubildende über alle Grenzen hinaus engagieren, wenn sie an der Gestaltung eines Projektes aktiv teilhaben dürfen. Dazu gehört dann aber auch, dass ihnen Verantwortung übertragen wird. Auch Lob muss erteilt werden, Fehler dürfen erlaubt und eine offene Kommunikation -auch mal sachliche Kritik- erwünscht sein. Bestecke polieren gehört sicher zu jeder Ausbildung, aber ist nicht die Kernaufgabe.
Wie weit ist Ihr HR-Bereich aufgestellt? E-Recruiting vorhanden? Programm zur Personalbindung implementiert? Was ist mit Change Management? Duales Studium angeboten? Auch Talentförderung, Austauschprogramme, Social Media, Zeugniserstellung und ein professionelles Trennungsmanagement gehören dazu. Und natürlich die angemessene Vergütung. Und hier ist kein Yoga-Kurs gefragt, sondern Dinge, von denen die Berufsgruppe direkt partizipieren kann. Steuerlich reizvoll ist da auch so manche Idee für das Hotel selbst.
Kopieren ist also nicht falsch, aber es muss richtig gemacht werden. Das gilt auch für den Onlinebereich. Zu viele Webseiten von Hotels sind leider immer noch nicht brauchbar. Nett anzusehen, aber nicht angeschlossen. Defizite bei Bildern, Darstellung oder emotionaler Textgestaltung sind häufig, aber noch lückenhafter ist die Auffindbarkeit und Fähigkeit zur direkten Buchung. Dabei kosten viele Auftritte nicht mal mehr viel Geld. Längst haben sich pfiffige Agenturen ein Bausteinsystem angelegt, wo das Hotel eine preiswerte und geeignete Darstellungsfläche erhält. Das dabei die Navigationsleiste und der Seitenaufbau ähnlich struktieriert sind, muss kein Nachteil sein. Je vertrauter eine Homepage aufgebaut ist, desto schneller finden sich darauf Gäste zurecht. Je einfacher sie zu bedienen ist, um so schneller erfolgt eine Buchung. Und im Onlinemanagement liegt die Hauptaufgabe des Managements. Wissen, woher morgen die Buchungen kommen. Heute werden 12% aller Buchungen schon über ein Smartphone oder ein Tablet getätigt. In drei Jahren, so die Prognose vom HRS, wird der Anteil bei 50% liegen. Ob und wie dann HRS aufgestellt ist, da derzeit ein enormer Verdrängungskampf auch unter den OTA’s herrscht, bleibt abzuwarten. Wartet die Hotellerie aber noch länger, werden viele Häuser schlicht überrollt.
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